Geistlicher Impuls für den 25.02.2024: „Menschenrechte“

Hören Sie den geistlichen Impuls von Pfarrer Andreas Mann:

 

Bildquelle: https://www.vemission.org/informieren/menschenrechtsaktion-2024

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Bekenntnis zur Vielfalt

Liebe Leser:innen,
welches Geschlecht hat Gott? Ist er eher ein Mann, oder eine Frau? Die Antwort darauf lautet: Gott hat kein Geschlecht, denn er ist keiner irdisch-menschlichen Kategorie zuzuordnen. Doch warum ist die Annahme und das Bild des bärtigen Mannes im Himmel noch immer so verbreitet?Klar ist, dass die Auslegungen der Männlichkeit Gottes im Zusammenhang mit der Rezeption der Bibel gelesen werden müssen.

In der Zeit, in der die Bibel entstanden ist, war es üblich, dass nur die Männer lesen und schreiben konnten, die allergrößte Zahl von Dokumenten, die den Kanon der Bibel beeinflussten, wurden also von Männern geschrieben. Männer hatten damals ein noch höheres Ansehen als Frauen. Dadurch spiegelt sich das Weltbild des Mannes auch in vielen Bibelgeschichten wider. Gott wird als mächtig, gnädig und richtend beschrieben, alles Eigenschaften, die in der damaligen Zeit, eher Männern zugeschrieben wurden.

Was oft vergessen wird, ist jedoch, dass Gott auch „weibliche“ Eigenschaften hat. Die Weisheit beispielsweise ist ein Merkmal, was eher der Frau zugeschrieben wurde. Auch die lebensfördernde Kraft, der Geist (auf Hebräisch ruach) wird eher als Attribut der Frau gesehen. Gott vereint somit sowohl weibliche als auch männliche menschliche Eigenschaften. Der Mensch wurde nun einmal nach Gottes Ebenbild geschaffen, sowohl Adam als auch Eva.

Es wird deutlich, dass Gott keinem Geschlecht zuzuordnen ist, er jedoch sowohl „typisch“ männliche als auch „typisch“ weibliche Eigenschaften in sich vereint. Sie sehen, dass ich das Wort „typisch“ bewusst in Anführungszeichen gesetzt habe. Denn allein mit der Zuweisung zu typisch männlich, typisch weiblich stoßen wir auf Probleme. Was wäre, wenn Männer empathisch und emotional sind, oder wie wäre es, wenn Frauen durchsetzungsstark und zielstrebig sind? Sind sie dann nicht mehr männlich bzw. weiblich?

Es wird deutlich, dass wir uns von diesen Kategorien lösen müssen. Denn nicht nur auf der Ebene des Charakters stoßen wir bei der Zuweisung von männlich und weiblich an unsere Grenzen. Auch auf körperlicher Seite ist eine eindeutige Einordnung nicht immer sinnvoll. Es gibt eine ganze Menge an Menschen, die sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen Geschlechtsteilen geboren werden, die sich also keinem der Geschlechter eindeutig zuordnen lassen (wollen). Im Namen Gottes, der uns Menschen nach seinem Bild geschaffen hat, ist das großartig, so wie alles, was er erschaffen hat, heute erschafft und morgen erschaffen wird. Unsere Aufgabe ist es, uns für seine vielfältige Schöpfung zu öffnen und unseren Horizont im Hinblick auf Geschlechterperspektiven zu erweitern.

In der Zuversicht, dass Gottes Liebe jedem gilt, sende ich Ihnen die besten Grüße.

Ihr und euer René Faßbender